Hecking: „Teambuilding-Maßnahmen sind längst überholt“

Dieter Hecking soll den VfL Bochum retten. Am Dienstag wurde der 60-Jährige offiziell vorgestellt und bezog Stellung. Die wichtigsten Aussagen des neuen Cheftrainers und von Geschäftsführer Ilja Kaenzig …

Bochums Cheftrainer offiziell vorgestellt

Dieter Hecking ist zurück in der Bundesliga. Mehr als fünf Jahre nach seinem letzten Spiel als Coach im Oberhaus (für Borussia Mönchengladbach) wird der aus Castrop-Rauxel stammende Trainer am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Heimspiel gegen Leverkusen „anner Castroper“ sein Comeback geben. Am Dienstag präsentierte der abstiegsbedrohte Revierklub seinen neuen Trainer, und der stand Rede und Antwort. Auch Geschäftsführer Ilja Kaenzig gab Auskunft – und benannte drei Elemente, mit denen der VfL sich retten will.

Cheftrainer Dieter Hecking über …

… seine Ankunft in Bochum: „Die letzten 25 Stunden waren natürlich intensiv. Es gibt viele Baustellen in Bochum, nicht nur beim VfL. Darüber hinaus musste ich heute Morgen den Eiskratzer herausholen – da war ich überrascht, dass das im Ruhrgebiet sein kann (lacht). Wenn man neu ist, prasseln viele Dinge auf einen ein, alle wollen mit dem neuen Cheftrainer sprechen. Mein Standpunkt ist, mir erst mal mein eigenes Bild zu machen. Gestern Abend hatten wir eine kurze Vorstellung mit dem Staff, bei der ich dargelegt habe, wie ich mir die Zusammenarbeit vorstelle. Dann habe ich die Gremien kennengelernt. Heute Morgen habe ich schließlich die Mannschaft getroffen. Viel reden muss man gar nicht, die Situation ist bekannt. Es geht darum, eine Einheit zu werden, die möglichst schnell Punkte holen kann. Es geht darum, dem VfL Bochum Leben einzuhauchen, damit wir eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben.“

… erste Reaktionen auf sein VfL-Engagement: „Es war von ‚Cool, dass du beim VfL Bochum bist‘ bis ‚Was tust du dir für einen Scheiß an?‘ alles Mögliche dabei. Darauf kann ich aber nicht viel geben. Im Endeffekt haben wir null Punkte, der eine Punkt zählt durch das schlechte Torverhältnis nicht. Ich weiß nicht, ob wir das lösen können, das kann ich nicht versprechen. Aber ich kann versprechen, dass ich mit meiner Erfahrung versuchen werde, die Mannschaft zu stabilisieren. Ich bin heilfroh, dass wir nicht noch bis zur Länderspielpause gewartet haben. Die Woche hilft mir schon. Außerdem: Wieso sollte man nicht gegen Leverkusen gewinnen können?“

„Natürlich sind wir nicht Bayern München oder Bayer Leverkusen, aber ich sehe den Kader nicht viel schlechter als den von anderen fünf, sechs Vereinen.“ ()

… seine bisherigen Eindrücke von der Mannschaft: „Ich bin auch ganz ehrlich: In der Halbzeitpause (der 2:7-Niederlage in Frankfurt, Anm. d. Red.) musste ich erstmal spazieren gehen und mir sagen: ‚Überleg dir das nochmal.‘ (lacht) Aber so bin ich nicht gestrickt. Ich bin Realist und kann das einschätzen. Bis zur Weihnachtspause brauchen wir ein paar Pünktchen, um eine realistische Chance zu haben. Was davor gewesen ist, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich habe das Spiel in Dortmund gesehen. Ich fand das Spiel richtig gut, die ersten 35 Minuten waren super. Wenn wir in der Phase das 3:0 machen, gehen wir als Sieger vom Platz. Dann würde ich hier aber vielleicht auch gar nicht sitzen. Das Bild, das ich von der Mannschaft habe, ist, dass es Phasen gibt, in denen es richtig gut funktioniert, und dann passiert etwas Unvorhergesehenes und es gibt einen Bruch im Spiel. Wie stabil das Gebilde sein kann, kann ich nach eineinhalb Stunden Training noch nicht sagen.“

… die Bundesligatauglichkeit der Mannschaft: „Die Tabelle lügt nicht. Im Moment ist das vielleicht so. Die Mannschaft liefert keine Argumente, dass es anders sein könnte. Die Mannschaft hat Ergebnisse erzielt, die zu berechtigter Kritik führen – da gibt es nichts schönzureden. Aber es ist jetzt auch meine Aufgabe, mit der Mannschaft diese Vorurteile zu revidieren. Es ist eine gute Mischung vorhanden, und ich denke, dass auch Qualität da ist, die aber nicht homogen ist. Es gibt individuelle Qualität, aber wo sind die Rollen, die besten Positionen? Ich glaube, dass es auch einige Vakanzen gibt – diesen Eindruck habe ich heute bekommen. Ich bin jemand, der die Spieler dort einsetzt, wo sie sich am wohlsten fühlen. Natürlich sind wir nicht Bayern München oder Bayer Leverkusen, aber ich sehe den Kader nicht viel schlechter als den von anderen fünf, sechs Vereinen.“

… den Schlüssel zum Klassenerhalt: „Wir müssen uns zurückbesinnen: Was sind die Werte des VfL Bochum? Es war immer der Zusammenhalt in der Kabine, im Verein und mit den Fans. Als gegnerischer Trainer weiß ich noch, wie du als Favorit gekommen bist und hinterher haben sie dir eine lange Nase gezeigt. Es kann niemand erwarten, dass die Mannschaft nach dem 2:7 in Frankfurt von den Fans noch Lob bekommt. Daran müssen wir wieder arbeiten. Es liegt aber auch an der Mannschaft. Teambuilding-Maßnahmen sind längst überholt. Am Ende des Tages ist es so: Wer nicht mitziehen möchte, der kann gerne etwas anderes machen. Das gilt es für mich zu beobachten. Heute Morgen habe ich aber niemanden gesehen, der nicht mitziehen wollte. Die beste erste Maßnahme wäre, dass du Leverkusen schlägst.“

… die Möglichkeit, auch den Job als Sportdirektor zu übernehmen: „Die Überlegung gibt es nicht und war nie Teil der Gespräche. Die Aufgabe als Trainer füllt mich voll und ganz aus.“

… seine bevorzugte Art von Fußball: „Was passt zum VfL Bochum? Wenn du aus der Situation herauskommen willst, musst du zuerst ans Arbeiten denken. Es wird kein filigraner Fußball mit perfektem Passspiel werden. Wir brauchen viel Leidenschaft und viele Emotionen. Aber wir brauchen auch die Qualität, um Fußball spielen zu können. Nur lange Bälle auf Philipp Hofmann werden uns nicht weiterhelfen.“

„Die Erwartungshaltung ist doch gleich null, jeder rechnet mit einem Sieg von Leverkusen.“ ()

… einen möglichen Verbleib über das Saisonende hinaus: „Ich weiß nicht genau, wann das Saisonende ist. Bis dahin kann viel passieren. Erstmal geht es darum, dass ich das Gefühl habe, am richtigen Ort zu sein. Ich versuche, der Mannschaft ein Anker zu sein, eine Hilfe. Wenn es positiv läuft, dann sitzen wir hier und überlegen, ob wir weitermachen. Wenn es nicht so gut läuft, dann gibt es vielleicht auch eine Möglichkeit, oder vielleicht wird es ein solches Desaster, dass mich am Ende hier keiner mehr sehen will.“

… das anstehende Leverkusen-Spiel: „Mir ist wichtig, wie die Mannschaft auftritt, unabhängig vom Ergebnis. Das 2:7 steckt man nicht einfach weg, dafür war die Stimmung aber überraschend gut. Die junge Generation von heute ist anders. Die wissen, dass sie das nicht mehr ändern können, und am Samstag kommt die nächste Chance. Die Erwartungshaltung ist doch gleich null, jeder rechnet mit einem Sieg von Leverkusen. Das kann passieren. Aber dann geht es darum, wie wir gespielt haben und wie wir uns gewehrt haben.“

… die Torhüter-Frage: „Ich spreche natürlich mit dem Torwarttrainer, das Gespräch hat noch nicht stattgefunden. Patrick (Drewes, Anm. d. Red.) ist, glaube ich, nicht derjenige, an dem man alles festmachen kann. Wenn Sie mich jetzt spontan fragen, würde ich sagen, dass Patrick am Samstag spielt. Trotzdem muss man das, wie alles andere, hinterfragen. Was Manuel Riemann betrifft – ich kann auch nicht in die Zukunft schauen.“

… die Möglichkeit, als Spieler zum VfL zu wechseln: „Die Chance gab es, als ich noch bei Hessen Kassel war und viele Tore geschossen habe. Klaus Hilpert wollte mich holen. An einem Freitagabend war ich zu Hause und dachte, ich rufe mal an, weil ich am Samstag vorgestellt werden sollte. Ich rief Hilpert an, aber er ging nicht mehr ans Telefon.“ (lacht)

Geschäftsführer Ilja Kaenzig über …

… die Trainersuche: „Wir haben Tempo gezeigt, auch wenn es nur zwei Wochen waren. Wir sind nicht im Sinne vorgegangen, einen Kandidaten nach dem anderen zu treffen und zu sprechen. Wir haben uns jeden Tag bis in den Abend hinein intensiv Gedanken darüber gemacht, was uns jetzt hilft und in welchen Konstellationen. Die Überlegungen wurden immer klarer. Es besteht ein großes Risiko für den VfL Bochum, und in so einer Lage muss man das Lehrbuch beiseitelegen und nicht zuerst den Sportdirektor verpflichten. Jeder Punkt wird entscheidend sein. Es war klar, dass wir Seniorität und Erfahrung brauchen. Dieter ist ein Glücksfall. Er kennt das Geschäft aus vielen Perspektiven, war auch als Sportvorstand tätig. Das hilft, weil er in dieser Rolle keine Eingewöhnungszeit braucht. Wenn es dann menschlich und vom Timing passt, gehört auch etwas Glück dazu. Entscheidend war, jetzt keinen Fehler zu machen. Wir sind glücklich, dass wir Dieters Vertrauen gewinnen konnten.“

… den Vertrag von Dieter Hecking: „Der Vertrag von Dieter Hecking läuft bis zum Saisonende. Alles andere ist nicht vereinbart. Wir wissen nicht, wie die Zukunft aussieht. Sie kann großartig sein, aber es kann auch sein, dass wir scheitern. Alles wird sich entwickeln, und wir wollen es so einfach wie möglich halten, weil die Aufgabe schon schwer genug ist.“

„Es ist klar, dass wir uns austauschen und über eine Riemann-Rückkehr sprechen werden.“ ()

… Co-Trainer und Interimscoach Markus Feldhoff: „Es tut uns leid, dass es so weit gekommen ist, dass wir auf der Position des Co-Trainers einen Neuanfang machen müssen. Aber wir haben das Glück, dass Markus Feldhoff jemand ist, der die Sache über sich selbst stellt. Er wird weiterhin im Verein bleiben und andere Aufgaben außerhalb des Lizenzbereichs übernehmen. Er hat mehrfach betont, dass es ihm um die Sache geht. Er hat zwei Jahre lang einen super Job gemacht. Die Position wird neu besetzt, aber es ist noch nicht klar, wie.

… eine mögliche Rückkehr von Manuel Riemann: „Sie kennen die Termine in diesem Zusammenhang. Es ist klar, dass wir uns austauschen und darüber sprechen werden. Heute ist jedoch nicht das richtige Forum, um dieses Thema zu besprechen. Heute geht es um den neuen Cheftrainer.“

… Ruhe im Verein: „Wir haben jeden Tag viel zu tun, um für Ruhe zu sorgen. Da besteht vor allem Kommunikations- und Informationsbedarf, damit sich jeder abgeholt fühlt. Das ist manchmal schwer, es allen recht zu machen. Ich denke, dass der Fokus sehr stark auf dem Sportlichen liegt. Die Mission kann nur erfolgreich sein, wenn drei Elemente zusammenkommen: die richtige Trainerwahl, die für Hoffnung sorgt. Das zweite Element wird sein, dass wir die Wintertransferphase nahezu perfekt nutzen müssen. Das dritte Element wird sein, dass wir durch diese Tätigkeiten das Publikum zurückgewinnen können, und im Laufe der Saison wird es zum zwölften Mann werden.“

… die Suche nach einem Sportdirektor: „Wir haben überlegt, was die beste Lösung für den Verein ist und wo wir ansetzen können. Die Lage ist prekär, das heißt, wir dürfen keine Zeit verlieren. Logischerweise werden wir auf Strecke jemanden dazubekommen. Es kann nur parallel laufen. Die Entscheidungen für den Winter werden wir gemeinschaftlich in Kürze angehen. Das wäre jetzt in den ersten Tagen etwas zu viel verlangt. Aber dann gilt es, keine Zeit zu verlieren. Es ist in der Konstellation nicht unmöglich, dafür haben wir genug Erfahrung, ein Netzwerk und Leute für die Abwicklung.“

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