Dortmunds vielschichtige Serie des Grauens

Die sechste Auswärtsniederlage in Folge von Borussia Dortmund sitzt tief. Die Serie hat viele Gründe, doch es gibt auch Hoffnung.

Sechste Auswärtsniederlage in Folge

Manchmal zeigt ein Blick von der anderen Seite das ganze Ausmaß einer Misere, in diesem Falle der aus Sicht des Gegners. Von den letzten sieben Heimspielen gewann der 1. FSV Mainz 05 bei zwei Remis und drei Niederlagen genau zwei – das gegen Borussia Dortmund am Ende der abgelaufenen Saison mit 3:0 und das gegen Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende mit 3:1.

Die Rolle des Lieblings-Gasts der Liga und eben nicht nur in Mainz hat sich der BVB über Wochen erspielt, die Bilanz auf fremden Plätzen ist inzwischen katastrophal. Nach dem guten Start mit Siegen bei Viertligist Phönix Lübeck und Club Brügge sowie einem Remis bei Werder Bremen folgten sechs Niederlagen in Folge mit 6:18 Toren, in Stuttgart, Berlin, Madrid, Augsburg, Wolfsburg und nun eben Mainz – quer durch die Republik, durch Europa und alle Wettbewerbe. Kein Wunder, dass Julian Brandt am Samstag schimpfte: „Ich habe keinen Bock mehr darauf, aus irgendwelchen Städten mit Niederlagen nach Hause zu fahren. Das geht mir auf den Sack.“

Die Auftritte gleichen sich

Doch Auftritte wie Worte gleichen sich in den vergangenen Wochen. Ratlosigkeit, hängende Köpfe, Begründungen und Ursachenforschung wiederholen sich Gastspiel für Gastspiel. Und auf dem Platz sind es immer mal wieder neue Mängel und ungünstige Spielverläufe, die in einer Heimfahrt ohne Punkte im Gepäck enden. In Mainz war es Emre Cans früher Platzverweis, in Wolfsburg die aufgrund des dünnen Kaders mangelnde Frische für eine Verlängerung, in Augsburg individuelle Fehler, in Madrid ein Coaching-Fehler von Nuri Sahin – die Liste kann so weitergeführt werden.

Doch es gibt auch Defizite, die sich durch alle Auftritte ziehen, grundsätzliche Schwächen, die offenkundig nicht behoben werden können und auch nicht direkt mit der angespannten Personal-Situation zusammenhängen: die mangelhafte Gegenwehr bei Rückschlägen oder einem körperlichen Spiel des Gegners; die Probleme, aus viel Ballbesitz auch viele Torschüsse und Chancen zu kreieren oder schlechtes Kollektivverhalten in der Abwehr.

Nun ist der Kopf ein Problem

Und nun kommt ein Kopfproblem dazu. Die sechs Niederlagen am Stück haben sich tief ins Selbstbewusstsein und -verständnis gefressen. Was im heimischen Stadion angesichts von sieben Siegen in sieben Spielen scheinbar mühelos gelingt, muss auswärts hart erarbeitet werden. Es bleibt die Hoffnung, nun in der Länderspielpause den Kopf wieder etwas freizubekommen und mit den Rückkehrern neuen Anlauf zu nehmen – sonst droht Ende des Monats in der Champions League bei Dinamo Zagreb der nächste Auftritt als Lieblings-Gast.

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